Ein Tisch im See – ein Gespräch mit Annika
Nach unserem ersten gemeinsamen Shooting im letzten Jahr haben Annika und ich uns erneut getroffen. Diesmal an einem Ort, der näher nicht an ihrer Arbeit liegen könnte: am Bodensee, dort wo sie lebt und ihre Keramik entsteht. Wir haben einen Tisch gedeckt – mitten im Wasser – mit ihren Stücken, zwischen Stein, Licht und Oberfläche.
Ein Gespräch über Material, Prozess und das, was bleibt.
Was war dein erster selbstgetöpferter Gegenstand?
Es war ein kleiner Pinch Pot (Daumendrückbecher), geformt aus einer Kugel Ton. Ganz schlicht, und doch der Anfang von etwas Größerem.
Wie bist du zur zur Keramik gekommen ?
Über Freundschaft. Über vier Herzensmenschen, die mir zum Geburtstag einen Töpferkurs schenkten – ein Geschenk, das viel mehr war als ein Kurs. Ich war immer schon kreativ, ein Mensch mit offenen Händen für viele Ausdrucksformen. Doch das Töpfern kam leise, aus dem Off, und ist geblieben.
Gibt es Menschen oder Orte, die dich auf deinem Weg als Keramikerin besonders geprägt haben?
Ja, viele. Jeder Ort, an dem ich länger war, und jede Begegnung mit offenen, kreativen Menschen hat mich beeinflusst. Die Natur spielt dabei eine wichtige Rolle – sie bringt mich zur Ruhe und gibt mir neue Impulse. Seit ich selbstständig arbeite, habe ich viele inspirierende Menschen kennengelernt. Aus diesen Gesprächen und Verbindungen ziehe ich Kraft und Motivation für meine eigene Arbeit.
Wie sieht ein typischer Tag in deinem Atelier aus?
Ganz ehrlich – einen richtigen „typischen“ Tag gibt es bei mir kaum. Jeder Tag fühlt sich anders an, bringt neue Aufgaben, neue Impulse. Mal sitze ich stundenlang an der Drehscheibe, mal mische ich Glasuren oder beantworte Nachrichten. Es gibt Tage, an denen ich völlig versinke im Tun, und andere, an denen ich mich erst langsam herantaste. Ich arbeite stark nach Gefühl. Diese Freiheit bedeutet mir viel – sie lässt Raum für Intuition, für Leichtigkeit, für echte Freude an dem, was ich tue. Ich glaube, genau das hält meine Arbeit lebendig.
Wie entscheidest du, welche Form ein Stück annimmt - ist es geplant oder eher intuitiv?
Wenn ich neue Formen entwickle, lasse ich mich vom Material und Moment leiten. Ich beginne ohne festen Plan und schaue, was entsteht. Erst wenn sich etwas gut anfühlt, denke ich darüber nach, ob daraus eine Serie werden könnte. An der Drehscheibe produziere ich dann meine Serien, das ist dann wohl der strukturierteste Teil – aber gerade bei Vasen lasse ich alles los. Da entsteht die Form während des Machens, ganz ohne Vorgabe. Wenn vieles gleichzeitig auf mich einwirkt, wird das freie Arbeiten zu einem Ort, an dem ich wieder bei mir ankomme – einfach ohne Druck und Zweck etwas entstehen zu lassen, fühlt sich unglaublich befreiend an.
Gibt es Farben oder Texturen zu denen du immer wieder zurückkehrst? Warum?
Ich liebe die Vielfalt. In den letzten Monaten habe ich angefangen, meine Glasuren selbst zu mischen – mit Farbpigmenten. Dadurch ist eine bunte Palette entstanden, mit der ich frei experimentieren kann. Gleichzeitig habe ich immer wieder Phasen, in denen mich ruhige Naturtöne besonders anziehen. Es gibt kein festes Schema. Mal arbeite ich mit klaren, geometrischen Formen, dann wieder mit großen organischen Vasen, die ganz aus dem Bauch heraus entstehen. Ich brauche diesen Wechsel – er hält mich neugierig.
Was lernst du gerade - über dich, über deinen Prozess, über die Welt?
Geduld. Und Hingabe. Der Ton hat seine eigene Zeit, und wer ihn drängt, wird es bereuen. Es ist eine Kunst, langsam zu arbeiten in einer schnellen Welt. Ich bin ein geduldiger Mensch, und trotzdem ringe ich damit. Aber genau deshalb bin ich dankbar für dieses Material – weil es mich lehrt, zu atmen, zu warten, zu vertrauen. Der Ton vergisst das nie. Und erinnert mich jedes Mal aufs Neue daran.
Um mehr von Annikas Arbeit oder ihre Workshops zu erfahren, kannst du hier vorbei schauen.
Annika trägt die Ballet Wrap Blouse. Hier kommst du zum Shop.